Bei entsprechend
ausreichendem Interesse können Führungen mit Vorträgen
über Paul Ehrlich in kleinen Gruppen durchgeführt
werden. Eine Teilnahme daran ist aber aus organisatorischen
Gründen nur mit Voranmeldung möglich:
Tel.: 0911 / 518 2912 , Fax: 0911 / 518 2920 ,
Postkarte an: IBMP, 90562 Heroldsberg oder e-Mail an: ibmp@osn.de
Paul Ehrlich wie
er leibte und lebte - mitten in seinen Büchern
Die Paul-Ehrlich-Ausstellung liegt uns naturgemäß
besonders am Herzen. Sie findet anlässlich des 100-jährigen
Jubiläums des Frankfurter GSH-Ehrlich-Institutes statt.
Wir zeigen viele neue Exponate aus dem Nachlass eines der wohl
bedeutendsten deutschen Medizinforschers.
Paul-Ehrlich-Ausstellung
Der Nobelpreisträger des Jahres 1908 für Medizin Paul
Ehrlich, in Heroldsberg schon durch eine Straße geehrt,
gehört zu den wichtigsten Medizin-/Pharmazieforschern aller
Zeiten. Am 1./3. September 2006 feiert eines der beiden von
Ehrlich gegründeten und geleiteten Institute, das GSH -
Chemotherapeutisches Forschungsinstitut in Frankfurt/Main (Leiter:
Prof. Dr. B. Groner), sein 100-jähriges Jubiläum (www.georg-speyer-haus.de).
Unser Institut hält seit Jahren die Erinnerung an Paul
Ehrlich durch unterschiedlichste Aktivitäten wach, im letzten
Jahr jetzt eben (???) auch die erste umfassende Paul-Ehrlich-Ausstellung
seit mehr als 50 Jahren. Bisher nicht bekannte Exponate des
Nachlasses - im Besitz des Heroldsberger Institutes oder Leihgaben
der Frankfurter Paul-Ehrlich-Institute - , aber vor allem sein
wissenschaftliches Wirken (wie eine Bibliothek mit allen Publikationen
Ehrlichs und eine Originalampulle Ehrlichs ersten Syphilismedikamentes
Salvarsan ® aus dem Jahre 1910 u.v.m.) werden vom 06.---09.
September in Heroldsberg gezeigt. Eine Woche vorher wird in
Frankfurt anlässlich eines "Tages der offenen Tür"
des GSH - Institutes und unter Schirmherrschaft von Ministerpräsident
Koch das vom Institutsleiter geschriebene Theaterstück
"I wished I lived today" erstmals in Deutsch uraufgeführt.
Es war vor genau zwei Jahren beim Weltkongress zum 150. Geburtstag
von Paul Ehrlich in Nürnberg in der englischen Fassung
zusammen mit dem Ehrlich-Musical "Magic Bullets" von
Sörgel (mit live gespielter Musik der Band QUEEN) vor über
2000 Teilnehmern aus 84 Ländern uraufgeführt worden.
Bei der Ausstellung in Heroldsberg wird auch der Ehrlich-Film
(USA, 1940) in englischer, langer Version "Dr. Ehrlich's
magic bullets" - erstmals in Deutschland - und in deutscher
Version "Paul Ehrlich - ein Leben für die Wissenschaft"
gezeigt, Ebenso wie Videoausschnitte aus dem Theaterstück
und Musical.
Weiterhin wird das
"Rockefeller Archive Center" in New York / USA vorgestellt
in dem sich der überwiegende Teil des Nachlasses von Paul
Ehrlich befindet. Das Institut für Biomedizinische und
Pharmazeutische Forschung verhandelt gegenwärtig mit dem
Archiv in USA über eine Digitalisierung großer Teile
des Ehrlich - Nachlasses. Auf diese Weise könnte der Nachlass
dann auch deutschen Medizin- und Pharmaziehistorikern zur Verfügung
stehen. Mit einer Vereinbarung wird bis Ende des Jahres 2006
gerechnet.
Große
Arzneiforscher hören
Es werden zwei besondere Ehrengäste erwartet, die auf ihre
Weise Arzneimittel-geschichte geschrieben haben und deren Entdeckungen
und Erfindungen das Dilemma von Arzneimittelforschung auf sehr
eindrucksvolle Weise zeigen. Droge hier, segensreicher Arzneistoff
dort. Dr. Hofmann entdeckte 1943 in Basel bei der Firma SANDOZ
das LSD, eine Substanz mit einer fulminanten "Karriere"
als die Psychodroge der 60er Jahren. Dr. Muschaweck entdeckte
Anfang der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts Lasix®, ein
echtes Jahrhundertmedikament, das heute wie früher vielen
schwerkranken Patienten hilft. Beide Forscher haben eine teilweise
sehr enge Beziehung zu Franken und natürlich zu Paul Ehrlich.
Dr. Hofmann folgt einer persönlichen Einladung von Institutsleiter
Professor Sörgel, immerhin die erste Auslandsreise des
100-jährigen seit mehr als fünf Jahren.
Dr. Albert Hofmann ( geboren 1906 )
In
der Ausstellung werden bisher nie gezeigte Dokumente präsentiert,
wie die des ersten LSD-Selbstversuches von Herrn Dr. Hofmann
aus dem Jahre 1943 und den Bericht des Hausarztes dazu. Zwei
nicht nur medizinhistorisch, sondern auch zeitgeschichtlich
ungemein wertvolle Dokumente. Eine einzigartige Ausstellung
also.
Herr Dr. Albert Hofmann, geboren 1906 in Baden, Aargau, Schweiz,
studierte an der Universität Zürich Chemie und promovierte
dort vier Jahre später mit Auszeichnung bei seinem Doktorvater,
dem Nobelpreisträger Paul Karrer, einem Schüler Paul
Ehrlichs. 1943 entdeckte Dr. Hofmann die halluzinogene Wirkung
des LSD, das er schon 1938 erstmals hergestellt hatte. Diese
Versuche galten eigentlich der Entwicklung eines neuen Kreislaufstimulanz-Medikaments,
aber am Abend des 16. April 1943, an dem er LSD im Labor hergestellt
hatte, bemerkte Dr. Hofmann Unruhe und Unwohlsein. Später
zuhause hatte er bei geschlossenen Augen für ca. 2 Stunden
intensive kaleidoskop-farbige Visionen. Die weitere Geschichte
des LSD war spektakulär, es wurde zur Droge der Flower-Power-Hippie-Generation
der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts. Der bekannte Beatles-Song
"Lucy in the sky - with diamonds" soll unter LSD -Einfluss
geschrieben worden sein, die Nachricht "LSD" im Titel
verschlüsselt. Die Beatles selbst haben das nie bestätigt,
schickten Hofmann aber ein Exemplar ihrer "Sgt. Pepper's"
LP - warum wohl? Hofmann selbst beschäftigte sich natürlich
später intensiv mit den Wirkungen seiner Substanz und traf
alle wichtigen Philosophen seiner Zeit wie Ernst Jünger.
Auch mit dem LSD-Guru Learey - ein Fehlgeleiteter, der den Missbrauch
der Substanz leider forcierte - traf er sich oft, um das Thema
Bewusstseinserweiterung und den sinnvollen therapeutischen Einsatz
von LSD zu diskutieren. Hofmann selbst glaubt auch heute noch,
dass die Zeit des LSD in der Medizin wieder kommen wird - in
möglicherweise ferner Zukunft. Seine Gedanken zu und um
LSD und anderen Sinnfragen der Menschheit hat er in mehreren
Büchern niedergeschrieben. Viele spannende Details daraus
werden wir von Herrn Dr. Hofmann selbst sowie durch die LSD
Ausstellung der Gaia Media Stiftung, Basel, erfahren dürfen.
Bei den Gesprächen mit Herrn Dr. Hofmann in der Vorbereitung
dieser Veranstaltung stellte sich übrigens heraus, dass
sein Großvater aus Nürnberg stammt, er also durchaus
auch eine Beziehung zu Franken hat. Herr Dr. Hofmann hat neben
LSD aber auch noch drei wertvolle Medikamente entdeckt, die
teilweise heute noch Verwendung finden: Methergin®, Hydergin®,
Dihydergot®. Eine weitere Droge, das Psilocybin entstammt
auch der Hofmannschen Forschung. Die Substanz steht zurzeit
sogar im Focus neu entflammten Forschungsinteresses.
Dr. Roman Muschaweck
Herrn
Dr. Roman Muschaweck wurde 1918 in Nürnberg geboren. Seine
Jugend verbrachte er in Hersbruck und zog dann mit seinen Eltern
nach Fürth, wo er auf das Heinrich-Schliemann-Gymnasium
ging. Herr Dr. Muschaweck studierte nach dem Abitur Medizin
und spezialisierte sich für das Fach Pharmakologie. Wie
er in seiner eigenen, humorvollen Weise am 7. September 2006
auch erklären wird, kam er über einige Umwege zur
Firma Hoechst (deren Erfolgsgeschichte als pharmazeutisches
Unter-nehmen ganz wesentlich durch Ehrlichs Syphilismedikament
Salvarsan® begonnen wurde, das Hoechst herstellte) nach
Frankfurt, wo er eine für heutige Verhältnisse unvorstellbar
erfolgreiche Entwicklung von Arzneistoffen betrieb und an der
Entdeckung und Entwicklung von vier Medikamenten federführend
beteiligt war: dem Jahrhundert-medikament Furosemid (Lasix®),
ein Mittel, das überschüssiges Wasser aus dem Körper
eliminiert und vielseitig eingesetzt wird, sowie drei weitere
wichtige Arzneistoffe, darunter das Lokalanästhetikum Articain
(Handelsname Ultracain®), das Ihnen sicher ihr Zahnarzt
schon einmal zur Schmerzlinderung verabreicht hat.
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